Führt mehr Bildschirmzeit dazu, dass die Kinder wichtige Lerngelegenheiten verpassen, ihre Emotionen selbst zu regulieren?

Ein Forschungsschwerpunkt des Marie Meierhofer Instituts beschäftigt sich mit dem Umgang mit digitalen Medien im Alltag und deren Auswirkungen von digitalen Medien auf die kindliche Entwicklung.

Für Kinder gehört der Umgang mit negativen Emotionen mitunter zu den wichtigsten Entwicklungsaufgaben der ersten Jahre. Sie lernen nach und nach, wie sie ihre Emotionen wirkungsvoll handhaben und regulieren können und entwickeln sogenannte «Selbstregulationsfähigkeiten». Wie aber, wenn überhaupt, hängt das Erleben von negativen Emotionen und die Fähigkeit, damit umzugehen miteinander zusammen? Dies haben wir auch versucht, in unserer Studie genauer zu betrachten.
Zu Beginn der Studie erlebten Kinder, die mehr Bildschirmzeit hatten, häufiger negative Emotionen als Kinder, die weniger Bildschirmzeit hatten, jedoch konnten sie ihre Emotionen weder schlechter noch besser regulieren wie die anderen Kinder.
Über die weiteren Erhebungen unserer Längsschnittstudie zeigte sich, dass die Selbstregulation aller Kinder sich gut entwickelte. Sowohl die Kinder mit höherer Bildschirmzeit zu Beginn wie jene mit tieferer Bildschirmzeit waren gegen Ende der Studie fähig, ihre Emotionen besser zu regulieren als zu Beginn der Studie. Was sich aber auch zeigte, ist, dass jene Kinder, die zu Beginn schon häufiger negative Emotionen erlebten, dies auch gegen Ende der Studie häufiger taten. Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass mehr Bildschirmzeit in unserer Studie nicht dazu geführt hat, dass Kinder Lerngelegenheiten für die Selbstregulation von Emotionen verpasst haben.

Brauchli, V., Edelsbrunner, P. A., Castro, R. P., Barr, R., von Wyl, A., Lannen, P., & Sticca, F. (2024). Screen time vs. scream time: Developmental interrelations between young children's screen time, negative affect, and effortful control. Computers in Human Behavior, 108138.
https://doi.org/10.1016/j.chb.2024.108138